Ankertauminen

Ankertauminen sind als Waffe seit 1848 in der Ostsee bekannt. Die Ankertaumine besteht aus dem Minengefäß, Ankerstuhl und Ankerseil. Das Minengefäß besteht aus einem kugelförmigen oder ovalen Metallbehälter mit entsprechend großem Durchmesser. In diesem Behälter sind neben der aus 30-350 kg Sprengstoff bestehenden Sprengladung die Zündeinrichtung und die Sicherungseinrichtung untergebracht.

Zusätzlich hat das Minengefäß auf Grund der Größe genügend Auftrieb, so dass es in der Wassersäule schwimmend verankert werden kann. Bei den Zündeinrichtungen kennen wir verschiedene Systeme. Am gebräuchlichsten ist die Bleikappenzündung, für die das Minengefäß mit einer Reihe von Bleikappen versehen ist. Im Inneren der Bleikappe befindet sich ein Glasbehälter mit Elektrolyt. Berührt ein Schiff diese Bleikappe, verbiegt diese dabei, der Glasbehälter zerbricht, der Elektrolyt gelangt in eine Trockenzelle und erzeugt eine Spannung, die zur Zündung der Sprengladung ausreicht. Ähnlich funktioniert die Pendelstoßzündung. Mit diesem Mechanismus ausgestattete Minen benötigen keine Bleikappen, denn der Glasbehälter mit Elektrolyt befindet sich in einer Vorrichtung innerhalb des Minengefäßes. Bei der Berührung des Minengefäßes wird nun durch ein ausschwingendes Pendel die mechanische Zerstörung des Glasbehälters eingeleitet. Die Zündspannung wird wie im Rahmen des Bleikappenzündungsprinzips aufgebaut und die Sprengladung zündet. Eine weitere Variante der Zündung der Mine durch Berührung wird mit dem so genannten Stoßkappen- oder Stoßhörnerprinzip erreicht. Hier ist eine aufgeladene Batterie in die Mine eingebaut. Die Stoßhörner sind an Schaltern befestigt, wobei in Ruhelage (Normalstellung) der Zündstromkreis unterbrochen ist. Wird das Stoßhorn nun durch Berührung Mine – Schiff bewegt, schließt sich der Stromkreis und die Ladung wird gezündet.

Bereits im 2. Weltkrieg wurden in Ankertauminen Zündbereichserweiterungen mit dem Ziel eingebaut, eine Zündung auch ohne Berührung der Mine zu ermöglichen. So wurden akustische Sensoren entwickelt und verwendet, die Schiffsgeräusche aufnahmen und ab einer gewissen Intensität eine Zündung herbeiführten. Ebenso gab es auch magnetische Sensoren, die die bei Annäherung eines eisernen Schiffes statt findenden Änderungen des Erdmagnetfeldes auswerteten und dann bei der größten Veränderung die Zündung der Mine veranlassten. Eine Sicherungseinrichtung sollte die Mine beim Lösen von der Ankereinrichtung unscharf schalten bzw. durch Öffnen der Fluteinrichtung selbst versenken. Die Ankereinrichtung besteht aus einem verschiedenartig gestalteten Wagen mit  entsprechendem Gewicht, der auf den Grund des Meeres sinkt. Hieran befestigt ist das Stahlseil, das durch unterschiedliche Einstellvorrichtungen das Minengefäß auf eine vorher bestimmte Tiefe unter der Wasseroberfläche steigen lässt und dort auch hält. Dieses Ankerseil ist ein Schwachpunkt der Mine. Beim Reißen durch Strömungseinfluss, Korrodieren oder durch Schneiden des Seils beim mechanischen Minenräumen treibt die Mine auf und verändert ihren bisherigen Standort. Oftmals unbemerkt wird das Minengefäß an einen unbekannten Ort vertrieben und kann, wenn die Sicherungseinrichtung nicht funktioniert, weiter gefährlich sein.

 

(siehe: Böttcher et al., (2011): Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Bestandsaufnahme und Empfehlungen; Bund/Länder-Messprogramm für die Meeresumwelt von Nord- und Ostsee (BLMP) im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) (Hrsg.); Hamburg; www.munition-im-meer.de)